Montag
1. Es ist Montag. Da ruft Joachim Breitner den Privatdetektiv Helmut Müller[1] an. Sein Chef, der Leiter der Werbeagentur „Happy Power“, sei vorige Nacht umgebracht worden. Er bittet ihn, in die Werbeagentur, wo er arbeitet, dringend zu gehen. Breitner errinnert Müller daran, dass sie vor ein paar Jahre in einer Kneipe in Halensee zusammen Tischtennis gespielt hätten.
2. Das Taxi hielt vor der Werbeagentur. Am Eingang ist ein Polizeiwagen.
3. Breitner erzählt Müller, er sei gegen neun Uhr ins Büro gekommen (Berlin, Kurfürstendamm 92). Die Sekräterin seines Chefs sei sehr aufgerecht gewesen, weil die Tür zum Büro von Peter Schlachter von innen verschlossen gewesen sei. Er habe den Schlüssel aus seinem Schreibtisch geholt und aufgemacht. Schlachter habe erschossen auf dem Boden gelegen. Die Pistole sei neben ihm auf dem Schreibtisch gewesen. Die Polizei glaube, er könnte der Täter gewesen sein. Sie habe ein von seinem Chef geschriebenes und an ihn gerichtetes Entlassungsschreiben gefunden.
4. Breitner erzählt Müller weiter. Schlachter sei 52 Jahre alt gewesen. Er habe eine Tänzerin geheiratet, die Johanna heiβt. Sie sei auf eine Tournee in den USA und solle erst am nächsten Tag zurück kommen. Sie sei die letzte Person gewesen, die mit Schlachter gesprochen habe. Sie hätten am vorigen Abend zusammen telefoniert. Danach gefragt, wo er zwischen sieben und elf Uhr gewesen sei, antwortet er, dass er gegen sieben aus dem Büro gegangen sei und dass er dann ein paar Sachen für zu Hause gekauft habe. Um halb zehn habe er sich mit einer Freundin getroffen. Um eins sei er dann zu Hause gewesen. All den zufolge habe er zwischen sieben und halb zehn Uhr abends kein Alibi. Auβerdem habe Schlachter einen anonymen Brief bekommen, in dem stehe, dass ihre Firma die Finger von der Wahlwerbung für die „Neuen Konservativen“ lassen solle, sonst würde jemand von „Happy Power“ sterben. Die Polizei glaube, dass der Brief auf seiner Schreibmaschine getippt worden sei.
5. Wieder in seinem Büro bespricht Müller den Fall mit seiner Sekräterin Bea Braun. Sie möchte erfahren, wo genau in New York Frau Schlachter als Tänzerin aufgetreten sei. Das könne sie Kommissar Schweitzer fragen. Dann wolle sie einen Freund anrufen, der in New York wohnt. Um mehr über das beruftliche Leben Frau Schlachters zu erfahren, ruft Müller bei einer Boulevardzeitung an und veraberedet sich mit einem Redakteur. Nachdem Müller die Berliner Zeitung gelesen habe, beschlieβt er, die Parteizentrale der „Neuen Konservativen“ aufzusuchen.
Dienstag
6. Müllers Besuch bei den „Neuen Konservativen“ gibt kein Ergebnis. Er beschlieβt noch einmal, die Firma „Happy Power“ zu besuchen und mit der Sekräterin von Schlachter zu sprechen. Sie ist nicht da. Trotzdem erfährt Müller, dass sie Birgit Glanz heiβt. Dann besichtigt er und Breitner das Zimmer von Schlachter. Im Raum entdeckt er auf dem Teppich einen Millimeter groβer Diamant. Es ist ein Teil eines Schmuckstücks. Da will Müller mit der Putzfrau sprechen, um zu erfahren, um wieviel Uhr sauber gemacht wird.
7. Sie komme normalerweise um viertel vor sieben zum Herrn Direktor, sagt ihm die Putzfrau. Meistens sei er schon weggegangen, aber am vorigen Tag sei er noch im Büro gewesen. Trotzdem habe sie sauber gemacht. Müller kann daraus erschlieβen, dass der Diamant nach viertel vor sieben verloren wurde.
Mittwoch
8. Am Morgen besucht Müller den Redakteur der Boulevardzeitung Manfred Koch. Sie lesen den Computerausdruck über die Tänzerin. In den letzten Monaten habe es Gerüchte gegeben, dass Peter Schlachter neuerdings häufiger mit einer jungen Rocksängerin gesehen worden sei. Müller ruft später Breitner bei „Happy Power“ an. Sie verabreden sich zum Abendessen in Müllers Lieblingskneipe, dem „Jahrmarkt“ am Savinyplatz. Dann macht sie einen Termin jeweils mit der Witwe von Peter Schlachter und mit seiner Sekräterin für den kommenden Tag aus.
9. Am Abendessen im „Jahrmarkt“ gehen Müller und Breitner das ganze noch mal durch. Breitner sei um sieben Uhr aus dem Büro weggegangen. Zu dieser Zeit seien die Putzfrau und die Sekräterin von Schlachter da gewesen. Um halb acht sei die Sekräterin auch weggegangen. Anschlieβend sei sie um acht Uhr bei ihrer Mutter zum Abendessen gewesen. Um halb neun habe dann Frau Schlachter aus New York angerufen, um ihrem Mann ihre Ankunft in Berlin mitzuteilen. Andererseits stehe laut Mitteilung der Polizei fest, dass der Brief auf Breitens Schreibmaschine getippt worden sei. Schlüssel gebe nur drei, einen habe Breitner in seinem Schreibtisch, einen habe Schlachter in der Tasche gehabt und einer habe bei Schlachter zu Hause gewesen. Obwohl Schlachter mit Johanna verheiratet war, habe er ein oder zwei Jahre lang ein Verhältnis mit seiner Sekräterin gehabt. Darüber, dass er eine neue Freundin gehabt habe, wisse Bretiner überhaupt nicht. Müller verspricht Breitner nach dem Abendessen, sich am nächsten Tag zu melden.
Donnerstag
10. Johanna Schlachter wohnt in einer Jugendstillvilla im Grunewald. Als Müller sie zum ersten mal besucht, empfindet er, dass sie nicht sonderlich betroffen wirkt. Auf Müllers Beobachtung, sie sei die letzte gewesen, die mit Schlachter gesprochen habe, entgegnet sie, dass das nicht sie sondern der Mörder gewesen sei. Sie habe ihn gegen halb drei von ihrem Hotelzimmer aus angerufen und ihm gesagt, wann sie in Berlin ankommen werde. Ihr Alibi ist absolut einwandfrei. Beim Verlassen des Grundstücks fällt ihm ein alter VW-Käfer auf. Am Steuer sitzt eine Frau. Ihr Gesicht kann er nicht erkennen, da das Sonnenlicht auf der Scheibe spiegelt. Er sieht, wie die Frau aus dem Wagen steigt und mit schnellen Schritten auf das Haus der Schlachters zugeht. Er notiert sich die Nummer des Wagens.
11. Bea ist wieder in seinem Büro. Bea Braun teilt ihm mit, dass ihr Bekannter aus New York mit einer Dame in der Buchhaltung im Warwick-Hotel gesprochen habe. Frau Schlachter habe die ganze Zeit im Hotel gewohnt und es um fünf Uhr verlassen. Das letzte Mal habe sie um halb drei Berlin angerufen und die Telefonnummer 4930 249777 gewählt. Das sei aber nicht die Nummer von „Happy Power“. Es habe sich eine Fraustimme gemeldet und als sie gefragt habe, ob da nicht bei Firma „Happy Power“ sei, sei aufgelegt worden. Das heiβt erstens, sagt Müller, dass die Tänzerin lügt und zweitens heiβt das, dass Peter Schlachter möglicherweise schon vor halb neun umgebracht worden sei. Müller bittet Bea, sie möge ihren Freund Kommissar Schweitzer anrufen und ihn fragen, ob er den Namen des Auto-Besitzers mit Autonummer B-KL 2425 ermitteln könne.
12. Müller trifft sich mit Birgit Glanz. Sie ist etwa 40 Jahre alt und trägt lange blonde Haare. Er erkennt sie als die Frau mit dem VW-Käfer. Von Müller danach gefragt, wann sie am Abend der Tat das Büro verlassen und ihren Chef zum letzten Mal gesehen habe, antwortet sie, dass sie ungefähr um halb acht aus dem Büro gegangen sei. Ihren Chef habe sie kurz vorher gesehen. Er wollte ein biβchen länger bleiben, weil er noch einen Anruf von seiner Frau erwarte. Auf Müllers Beobachtung, sie sei die letzte gewesen, die Herrn Schlachter gesehen habe, habe sie mit fast den gleichen Worten reagiert, die die Witwe Schlachters benutzt habe, als sie wegen ihres Anrufs befragt wurde, nähmlich dass die letzte Person, die Herrn Schlachter gesehen habe, sei wohl der Mörder gewesen.
13. Der Kommissar Schweitzer und der Privatdetektiv Müller treffen sich im Büro von Breitner. Müller berichtet ihm über die Untersuchung: sie hätten herausgefunden, dass die Witwe Schlachter nicht, wie sie behaupte, mit ihrem Mann telefoniert habe, sondern mit der Mutter von Birgit Glanz. Zweck dieses Anrufs sei es gewesen, von Birgit zu hören, ob alles geklappt habe. Birgit habe ihren Chef ermordet und sei durch Frau Schlachter mit einem perfekten Alibi versorgt worden. Durch die Behauptung, sie habe noch um halb neun, um halb drei in New York, mit ihrem Mann telefoniert, sollte die Tatzeit vertuscht worden. Den Schlüssel des Büros habe Johanna Schlachter Birgit vor ihrer Abreise in die USA gegeben. Als Müller am frühen Morgen bei Frau Schlachter gewesen sei, habe er gesehen, wie Birgit die Witwe besucht habe. Er nimmt an, sie sei gekommen, um den Schlüssel zurück zu bringen. Sie sei in einem VW-Käfer gekommen. Als er das Büro von Schlachter nach Spuren untersucht habe, habe er neben dem Schreibtisch einen winzigen Diamant gefunden, was Schweitzers Beamten übersehen hätten. Da die Putzfrau um sieben Uhr des Tatabends Staub gesaugt habe, könne dieser Diamant nur später verloren worden sein. Müller schlägt den Kommissar vor, er solle bei Birgit Glanz das zum Diamanten gehörende Schmückstück suchen. Müller glaubt, dass das Ermordunsmotiv Eifersucht gewesen sei. Birgit Glanz sei die frühere Geliebte von Schlachter gewesen. Als er die Tänzerin kennen gelernt habe, habe er die Sekräterin fallen lassen. In den letzten Monaten habe er das Gleiche mit seiner Frau gemacht und sich mit einer jungen Rocksängerin zusammen getan. Die beiden verlassenen Frauen hätten sich verbündet und sich gerächt. Das ist „Mord aus verschmähter Liebe“ gewesen, ein klassisches Motiv. Mit dem anonymen Brief und dem Entlassungschreiben hätten sich die beiden Damen einen Verdächtigen ausgesucht und fleiβig Spuren gelegt.
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